Zu Besuch bei Freunden – das trifft auf die Reise der Detmolder Delegation nach Saint-Omer in der vergangenen Woche voll zu. Herzlich und voller Gastfreundschaft wurde das Team um Bürgermeister Frank Hilker in der nordfranzösischen Partnerstadt empfangen. Detmold und Saint-Omer verbindet die deutsch-französische Freundschaft seit inzwischen 55 Jahren. Gegenseitige Besuche, auch auf der Verwaltungsebene, bringen den Vertretenden beider Städte wichtige Impulse und sorgen dafür, dass diese Verbindung immer wieder aufs Neue mit Leben gefüllt wird.

Zunächst durften die Mitgereisten an den Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag der Befreiung Saint-Omers teilnehmen. Eine besondere Geste der Franzosen, die allen Beteiligten in diesem Moment noch einmal vor Augen führte, dass die deutsch-französische Freundschaft nur deshalb existiert, weil aus Feinden glücklicherweise Freunde wurden. Im Mittelpunkt der bewegenden Gedenkstunde standen militärische und zivile Gäste aus Polen sowie Mitglieder einer historischen polnischen Gruppe, die in Gewändern und Uniformen aus der damaligen Zeit und mit originalen Fahrzeugen den Weg der polnischen Befreier durch die Stadt nachvollzogen und auf diese Weise die Vergangenheit in der Gegenwart sichtbar machten. Detmolds stellvertretende Bürgermeisterin Christ-Dore Richter legte am Ehrenmal einen Gedenkkranz nieder.

Auch der zweite Besuchstag stand im Zeichen eines ernsten Themas, das die Experten beider Partnerstädte intensiv beschäftigt und schon auf unterschiedliche Weise herausgefordert hat: Hochwasserschutz. Im November 2023 und im Januar 2024 wurden die Stadt Saint-Omer und das gesamte Département Pas-de-Calais gleich zweimal kurz hintereinander von außergewöhnlichen Hochwasserereignissen heimgesucht, die in Saint-Omer etwa 300 Häuser und in der gesamten Region mehr als 2000 Häuser unter Wasser setzten. Durch den Umstand, dass die Region nur wenige Meter über dem Meeresspiegel liegt, gestalteten sich die Aufräumarbeiten schwierig, da das Wasser nur sehr langsam ablief und nicht genügend Pumpgerät zur Verfügung stand. In der Folge erteilte der französische Staatspräsident Emmanuel Macron Saint-Omers Bürgermeister Francois Décoster den Auftrag, ein Hochwasser-Schutzkonzept für die gesamte Region zu erarbeiten.

„Globale Probleme machen nicht an Ländergrenzen halt. Gerade die Folgen des Klimawandels bewältigen wir am besten dadurch, dass wir gemeinsam unsere Stärken stärken und wertvolles Wissen zusammentragen. Auch das ist ein wichtiger Teil unserer internationalen Beziehungen“, so Detmolds Bürgermeister Frank Hilker. Andreas Hoffmann, Teamleiter im Tiefbau und bei der Stadt Detmold für den Bereich Hochwasserschutz zuständig, stellte der stellvertretenden Bürgermeisterin von Saint-Omer, Steffie Decocq, und ihrem Team im Rathaus der Stadt deshalb wichtige Maßnahmen vor, die die Stadt Detmold in den vergangenen Jahren in diesem Bereich umgesetzt hat. Dazu gehört der Bau einer Reihe sehr effizienter Retentionsflächen, in denen sich Regenwasser bei Bedarf gut ausbreiten kann, ohne Schaden anzurichten. Auch Akut-Hilfsmittel wie zum Beispiel große Schläuche, die im Hochwasserfall als Barriere dienen und zuletzt im Juni 2024 bei dem erneuten Starkregen-Ereignis in Klüt zum Einsatz kamen, waren Thema.

Michael Peuker, persönlicher Referent des Bürgermeisters und Leiter des kommunalen Krisenstabs bei der Stadt Detmold, gab den französischen Amtskolleginnen und -kollegen im Anschluss einen Einblick in die Struktur und den Aufbau der so genannten „Leuchttürme“, die Bürgerinnen und Bürgern im Ausnahmefall Orientierung und Hilfe bieten. In Detmold gibt es in an der Hauptwache der Feuerwehr und in den weiteren sechs Feuerwehr-Gerätehäusern insgesamt sieben Katastrophenschutz-Leuchttürme, die als zentrale Anlaufstellen für die Bevölkerung dienen, wenn ein länger anhaltendes, flächendeckendes Schadenereignis wie zum Beispiel ein Stromausfall über mehrere Stunden hinweg auftritt.

Im zweiten Teil der Reise legten die französischen Gastgeberinnen und Gastgeber den Schwerpunkt auf etwas „leichtere Kost“ und zeigten ihren Gästen aus Detmold die schönsten Seiten ihrer Stadt: Sie durften einen Blick in das stilvolle italienische Theater im Herzen der Stadt werfen und erfuhren bei einem Rundgang durch den Stadtkern, dass die Verwaltung in Saint-Omer mit Hilfe eines zertifizierten Programms nicht nur historische Bausubstanz schützt, sondern zugleich auch steuert, wie Immobilien genutzt werden können.

Besonders beeindruckend erlebten die Detmolderinnen und Detmolder eine Stippvisite im zentrumsnahen Stadtpark. Der hat mit 20 Hektar Fläche nicht nur beachtliche Ausmaße, sondern ist auch besonders ideenreich und phantasievoll angelegt: mit verschiedenartigen Blumeninseln, exotischen Pflanzen, mit einem imponierenden französischen Garten – und mittendrin mit einem historischen Kinderkarussell, das nicht nur besonders Bürgermeister Frank Hilker in dieser Umgebung besonders gefiel: „Ein solches Karussell könnte auch für den neuen Schlosspark ein tolles Erlebnis für Kinder und Erwachsene bieten.“

Bei einer Bootsfahrt durch den Marais Audomarois, den „Spreewald Nordfrankreichs“, erhielten die Mitgereisten faszinierende Einblicke in das 3700 Hektar große und von der UNESCO anerkannte Biosphärenreservat am Rande Saint-Omers. Und weil gute Freundinnen und Freude auch gerne miteinander feiern, waren die Detmolderinnen und Detmolder zu guter Letzt zum Bierfestival eingeladen, das die gesamte Innenstadt am Wochenende in eine große Festmeile verwandelt hat. „So lieben und leben wir europäische und deutsch-französische Gastfreundschaft“, waren sich Frank Hilker und seine Delegation einig.

Nach der Reise ist vor dem nächsten internationalen Austausch: Das Team Europa der Stadt Detmold arbeitet gemeinsam mit den Amtskolleginnen und -kollegen in Saint-Omer schon jetzt an neuen Projekten, um die internationale Städtepartnerschaft für möglichst viele Zielgruppen erlebbar zu machen.

Quelle & Foto: Pressestelle Stadt Detmold