Was sind die heutigen und zukünftigen Herausforderungen junger Gestaltender in Architektur und Design? Diese Frage wurde bei den Veranstaltungen der Workshopwoche „Detmolder Räume“ in unterschiedlicher Art und Weise diskutiert und experimentell erprobt. Vom 3. bis 7. Juni hatten dazu die Studierenden der Detmolder Schule für Gestaltung die Möglichkeit, eine Woche intensiv an eigenen und gemeinschaftlichen Kurzprojekten in Workshops verschiedener Themen zu arbeiten. Neben den Lehrenden des Fachbereichs wurden die Veranstaltungen von eingeladenen Gästen aus Praxis, Kunst, Handwerk und Forschung betreut. Insgesamt wurden 20 verschiedene Workshops angeboten.

Die „Detmolder Räume“, koordiniert von den Professorinnen und Professoren Anna Tscherch, Sandra Bruns, Vera Lossau, Tim Brauns und Michel Melenhorst, ist seit 15 Jahren ein fester Bestandteil des Lehrplans und hat sich zu einer bedeutenden Bereicherung für die Lehre entwickelt. Alle Workshopergebnisse wurden in verschiedenen Veranstaltungen auf dem Festival Detmolder Design Woche präsentiert. In weiterer Kooperation mit dem Nachwuchsnetzwerk nexture+, dem Lippischen Landesmuseum sowie den Fachbereichen Medienproduktion und Bauingenieurwesen widmete sich die Veranstaltung in diesem Jahr dem Thema „Reform“, wobei aktuelle Fragen der Nachhaltigkeit, des Umdenkens und des gesellschaftlichen Miteinanders im Fokus standen.

Die Workshops zeichneten sich durch ihre Vielfalt und kreativen Ansätze aus. Titel wie „Liquid Spaces“, „Let’s Get Lost“, „Lehm Lern Ort“, „Upwandschranking“, „The Great Good Place“, „Space Body Sound“ oder „Re Form Your Lifestyle“ spiegelten die breite Palette der angebotenen Arbeitsgruppen wider. Unterstützende Gäste kamen aus der unmittelbaren Umgebung, von anderen Hochschulen und sogar aus dem Ausland, um gemeinsam mit den Studierenden zu arbeiten.

Sowohl der Hochschulcampus, als auch temporär genutzte Orte in Detmolds Innenstadt wurden mit den Workshops bespielt. Somit konnten sich diverse Besucher von der Begeisterung der Teilnehmenden anstecken lassen. Im Workshop „Skizzenlabor“ von Prof. Rütt Schulz-Matthiesen entstand eine begehbare 360°-Ausstellung auf dem Marktplatz von Detmold. Auf dem Campus konnte der Aufbau eines ungewöhnlichen Labyrinths im Workshop „Let’s Get Lost“ von Prof. Michel Melenhorst und Ruth von Borstel verfolgt werden.

Im Workshop „Body Spaces – Design Performances“ von Prof. Markus Schein und Prof. Hans Sachs mit Lisa Heinze von der Universität Kassel kreierten die Teilnehmenden virtuelle und materielle Skulpturen aus der Digitalisierung von Körperbewegungen. Anwendungen wie Rapid-Prototyping, Augmented Reality und Cobots kamen zum Einsatz und konnten auch von den Besuchenden ausgetestet werden.

Zu einem Überdenken der eigenen Lebensgewohnheiten im Sinne von Nachhaltigkeit, Solidarität und Umweltschutz regte die Arbeitsgruppe „Re Form Your Lifestyle“ von Prof. Susanne Kost mit Anika Hendricks und Vanessa Vanessa Ruwisch vom Verein Lippe im Wandel e. V. an. Die Teilnehmer besuchten Orte des nachhaltigen Wirtschaftens, reflektierten ihr eigenes Einkaufsverhalten und den Umgang mit Lebensmitteln und anderen Produkten des Alltags. Auf dem Campus wurden Hochbeete angelegt und eine Tauschbörse für Textilien initiiert.

Zur Mitte der Woche fand im Lippischen Landesmuseum die Konferenz „Reform Handwerk“ statt, bei der vier Vortragende von Ihrer Arbeit, Ihren Motivationen und Erfahrungen berichteten. Prof. Dr. Uta Pottgiesser, Vizepräsidentin der TH OWL für Kunst, Kommunikation und Internationales knüpfte an die Moderation von Prof. Anna Tscherch an und betonte die Bereicherung des Lehrangebots an der Detmolder Schule für Gestaltung durch die Detmolder Räume und den Mehrwert für die Studierenden, im Austausch mit externen Dozenten an realen Projekten zu arbeiten.

Architektin Ramona Schwertfeger referierte in Ihrem Vortrag über die Arbeit mit verschiedenen Baumaterialien sowie die Zusammenarbeit mit Handwerkern, Auftraggebern und Ingenieuren. Die Auseinandersetzung mit den Herstellungsprozessen und besonderen Eigenschaften der im Bau verwendeten Materialien hält sie für einen unabdingbaren Faktor, um Handlungsspielräume zu bewerten und die Logik hinter Konstruktionen zu begreifen.

Jacob Brinck vom Büro Llot Llov aus Berlin setzt sich in seiner Arbeit für eine Neuinterpretation des Handwerks durch Upcycling und nachhaltige Bauweisen ein. Die von Hand veredelten Oberflächen seines Möbelsortiments bestechen durch ihre individuellen Strukturen. Dabei legt sein Büro großen Wert auf nachhaltige Rohstoffgewinnung und Wiederverwertung. Ebenfalls auf den Wiedergebrauch ausgerichtet sind die Konzepte der Designagentur MINDWALKS. Die Gründer Holger Hanson und Jan Mahlstedt ergänzten das Konferenzprogramm mit einer Demonstration nachhaltiger Ausstellungsarchitektur. Gerade im schnelllebigen Messegeschäft bedarf es Kreativität und diplomatischer Kommunikation, um umweltgerechte Konstruktionen wirtschaftlichen Interessen entgegenzustellen.

Gaspard Geerts vom renommierten Architektur-Kollektiv Rotor aus Brüssel rundete das Vortragsprogramm mit einer Vorstellung verschiedener Projekte zur Wiederverwertung von Industrieabfällen ab. Er erläuterte die erschwerten Bedingungen unter denen Baustoffe demontiert werden, um sie wieder neu der Kreislaufwirtschaft zurückzuführen.

In der anschließenden Diskussion trafen Gäste aus Praxis, Studium und Handwerk aufeinander, moderiert vom Nachwuchsnetzwerk nexture+, welches die Veranstaltung im Rahmen ihrer Vortragsreihe „Werkstädte für klimagerechte Lehre“ durchführte. Die Diskussion beleuchtete die aktuellen Herausforderungen und zukünftigen Perspektiven des Handwerks in der Lehre, insbesondere im Hinblick auf Nachhaltigkeit und die Einbindung junger Talente.

Wie wichtig praxisorientierte und interdisziplinäre Projekte für die Ausbildung zukünftiger Gestalterinnen und Gestalter sind, wurde in der Workshopwoche somit auf verschiedenen Ebenen deutlich. Die rege Beteiligung und das Engagement der Studierenden sowie die Impulse der externen Experten aus Kunst, Handwerk und Forschung hinterlassen ein kreatives Echo an der Hochschule. Um für die Herausforderungen unserer Zeit sensibilisiert zu werden, bedarf es solcher Veranstaltungen, in denen traditionelle Methoden überdacht werden, neue Techniken ausprobiert und gemeinschaftlich im Team kreative Energien freigesetzt werden.

Quelle: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe