Das LWL-Freilichtmuseum Detmold beteiligt sich aktiv an der Zucht seltener Haustierrassen – darunter etliche, die vom Aussterben bedroht sind. Besonders große Aufmerksamkeit erfährt dabei regelmäßig der Nachwuchs der äußerst seltenen Senner Pferde. Deshalb freut sich das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) besonders über die Geburt des inzwischen 14. Fohlens aus der eigenen Nachzucht. Das Hengstfohlen, das am 3. Juni das Licht der Welt erblickt hat, ist das dritte von Mutter Odette. Am 26. Juni wurde es von seinem Taufpaten Stephan Prinz zur Lippe auf den Namen Donop getauft.

Man sieht es dem munteren Fohlen nicht an, aber die Rasse der Senner Pferde ist nach wie vor in der Roten Liste der gefährdeten Nutztierrassen in Deutschland und wird von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen in Gefährdungsstufe I (extrem gefährdet) gelistet – weltweit gibt es nur rund 60 von ihnen. Das lippische Fürstenhaus hat eine besondere Beziehung zu den Senner Pferden, da die Zucht bis 1919 in der Hand des Fürstenhauses lag. Durch die erste urkundliche Erwähnung 1160 gilt sie als die älteste Pferderasse Deutschlands.

Zunächst und bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Tiere halbwild in der ostwestfälischen Heidelandschaft und dem Teutoburger Wald gehalten. Futter bekamen sie in der Wildbahn nur im äußersten Notfall. Jungpferde wurden regelmäßig aus der Herde entnommen und zu Reit- und Wagenpferden ausgebildet. Neben der Nutzung im eigenen Marstall dienten die Senner Pferde dem Lippischen Fürstenhaus auch als sehr beliebte Geschenke, mit denen man seine Beziehung zu anderen Herrschaftshäusern pflegen und ausbauen konnte. Ab 1874 gingen die Pferdezahlen deutlich zurück, 1935 wurden die letzten 16 Senner auf dem Marktplatz in Detmold versteigert. Nur dem Engagement einzelner Privatzüchter ist es zu verdanken, dass die Zucht mit einigen wenigen Tieren fortgeführt wurde. 1993 wurden die Senner bei der Welternährungsorganisation FAO sowie der Tierärztlichen Hochschule Hannover als bedrohte Tierrasse registriert, seit 2006 führt der Zuchtverband für Senner Pferde e. V. das Ursprungszuchtbuch. Das LWL-Freilichtmuseum ist selbst im Besitz von drei Stuten: Dorinah, Odette und Xenia. Das heutige Museumsgelände mit dem ehemaligen Tiergarten diente ab 1850 schon einmal als Weide und Außenstelle des fürstlichen Gestüts. Das Museum hat mit Unterstützung des Züchters Karl-Ludwig Lackner die Senner Pferde damit quasi an ihren ursprünglichen Standort zurückgebracht. „Es ist wunderbar zu sehen, dass dieses wichtige Kulturgut hier im Freilichtmuseum erhalten bleibt und es macht mich stolz, seit mehreren Jahren Taufpate der im Freilichtmuseum geborenen Senner Pferde sein zu können“, erklärt Stephan Prinz zur Lippe. „Der Name ‚Donop’ steht in enger Verbindung zur Geschichte der Senner Pferde: der Donoper Teich lag in ihrem Weidegebiet und diente den halbwilden Pferden als Tränke“, erklärt der Taufpate die Namensfindung.

„Es freut mich sehr, dass wir zur Erhaltung dieser sehr seltenen Haustierrasse beitragen können, indem wir sie selber züchten und indem wir durch öffentlichkeitswirksame Aktivitäten Werbung für diese Pferde machen“, freut sich Dr. Marie Luisa Allemeyer, Direktorin des LWL-Freilichtmuseums Detmold. Neben dem neugeborenen Hengstfohlen lebt Mutter Odette zusammen mit ihrer Halbschwester Xenia und der eigenen Mutter Dorinah im LWL-Freilichtmuseum Detmold.

Hintergrund Senner Pferde
Durch den Einsatz importierter Hengste arabischer und iberischer Abstammung und die Haltung in der Senne entwickelte sich eine besonders zähe und anspruchslose Kulturpferderasse, die sich bis heute durch ihre Robustheit und große Ausdauer auszeichnet. Von den vier bekannten Stutenlinien gibt es nur noch von den beiden Stammmüttern David und Stallmeister Nachfahren. Der Vater von Fohlen Donop ist „Ismael“, ein Angloaraber aus dem Gestüt Rhön, der regelmäßig erfolgreich im Turniersport eingesetzt wird. Die Vorfahren des Fohlens sind bis in das Jahr 1736 lückenlos nachvollziehbar.

Quelle: LWL-Pressestelle